Wie lange besteht Bündnis
gegen Cybermobbing e.V. ?
Das Bündnis gibt es seit fast 10
Jahre zurück. 2011 wurde es im Anschluss an einen Kongress des Karlsruher
Instituts für Technologie (KIT) gegründet.
Was ist Ihr Ziel?
Unser Ziel ist es, das Problem
Cybermobbing einzudämmen. Dazu wollen wir die Gesellschaft über das Thema informieren
und sensibilisieren. Außerdem bieten wir Handlungsempfehlungen und
Lösungsstrategien für alle Jugendlichen und Erwachsene an, die mit Cybermobbing,
Hate Speed oder einem Shit Storm in Berührung kommen.
Wie verfolgen Sie ihr Ziel?
Um diese Ziele zu erreichen,
forschen wir zum Thema Cybermobbing und führen regelmäßig Studie zum Thema
durch. Cyberlife ist eine Studie die SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen zum
Thema befragt. 2020 wird die 3 Studie dazu erscheinen. Zu dem führen wir regelmäßig
Studien zum Thema Mobbing/Cybermobbing bei Erwachsenen durch.
Wir sind außerdem aufklärend
tätig und halten Vorträge, bieten Elternabende, Infoveranstaltungen und Fortbildungen
für LehrerInnen an. Auf unserer Webseite www.buendnis-gegen-cybermobbing.de
werden Hilfen für Betroffene angeboten.
Zur Prävention an den Schulen
haben wir das Zertifikat „Wir alle gegen Cybermobbing“ entwickelt. Dieses
Präventionskonzept besteht aus 3 Phasen, in denen LehrerInnen, SchülerInnen und
Eltern informier, ausgebildet werden: (1) Zuerst erfolgt die Fortbildung der
LehrerInnen durch unseren Referenten. (2) Die Arbeit mit den SchülerInnen
beginnt mit einem Impulsvortrag an der Schule und wird von den LehrerInnen in
Projektarbeit mit den SchülerInnen weitergeführt. (3) Als Abschluss dient ein
Elternabend, moderiert durch das Bündnis, auf dem die SchülerInnen ihre Eltern
anhand der ausgearbeiteten Projekte über Cybermobbing informieren und
diskutieren.
Wie groß ist Ihr Team?
In unserem Verein engagieren sich
unter anderem Eltern, PädagogInnen, JuristInnen, MedizinerInnen und ForscherInnen.
Unserem wissenschaftlichen Beirat gehören ExpertenInnen aus den Bereichen
Medienpädagogik, Psychologie, Soziologie, Medizin und Prävention an.
Was ist aktuell das größte
Problem?
Durch die Schulschließungen im
Frühjahr konnten wir viele unserer Präventionsveranstaltungen an Schulen im
Zuge des Zertifikats „Wir alle gegen Cybermobbing“ nicht wie geplant umsetzten.
Auch eine bundesweite Umfrage unter Schülerinnen und Schülern zum Thema
Cybermobbing, die im Frühjahr angesetzt war, konnten wir erst nach den
Sommerferien durchführen. Die Ergebnisse
dieser Befragung fließen in unsere aktuelle Cyberlife-Studie III ein, die im
November auf einer Pressekonferenz in Berlin mit unserem Partner der Techniker
Krankenkasse vorgestellt wird.
Was ist die größte
Herausforderung?
Da die Präventionsarbeit nicht im
gewohnten Rahmen stattfinden kann (Corana), haben wir aktuell didaktische Methoden
erarbeitet, um unsere Programme auch online ohne Präsenzveranstaltungen
durchzuführen. Auch die Spenden sind dieses Jahr gering ausgefallen, da
Privatpersonen und Unternehmen aktuell sehr bedacht mit ihrem Vermögen umgehen.
Hat sich Ihre Arbeit in 2020
verändert?
Wie bereits erwähnt wurde unsere
Präventionsarbeit durch die Schulschließungen stark eingeschränkt. Doch vor
allem in dieser Zeit, in der die Kinder und Jugendlichen noch mehr Zeit in sozialen
Netzwerken verbringen, ist eine ausgeprägte Präventionsarbeit wichtiger denn
je. Da die Arbeit mit den SchülerInnen an den Schule lange nicht möglich war, bieten
wir Online-Elternabende, Lehrerweiterbildungen und Schülerveranstaltungen zu
aktuellen Cybermobbing-Problemstellungen an.
Welche Plattformen sind von
Cybermobbing am meisten betroffen?
Cybermobbing kann auf allen
Plattformen stattfinden. Unsere letzte Cyberlife-Studie von 2017 zeigt, dass
78% der Betroffenen über Instant Messaging-Dienste wie WhatsApp belästigt wurden.
Über 50% wurden über soziale Netzwerke wie Facebook attackiert. Momentan läuft
die Befragung zu unserer neuen Cyberlife-Studie, es wird spannend sein,
inwiefern sich diese Zahlen in der schnelllebigen Zeit des Internets verändert
haben.
Welche Wege gibt es für Betroffene, sich dagegen zu schützen?
Ein besonders schwerwiegendes
Problem beim Cybermobbing ist die Anonymität der Täter. Durch die richtigen Privatsphäre
Einstellungen auf den sozialen Netzwerken und eine genaue Auswahl der
Freunde/Follower kann diesem Problem eingegrenzt werden. Außerdem muss jeder
bedenken, dass jegliche Daten und Angaben, die man öffentlich im Internet macht,
von Tätern verwendet werden können.
Wenn es doch zu einem
Cybermobbingvorfall kommt, ist es wichtig, diese Angriffe nicht persönlich zu
nehmen. Um gegen die TäterInnen vorzugehen ist es sinnvoll, Beweise zu sichern,
beispielsweise durch Screenshots der Nachrichten. Auf den meisten Plattformen
ist es außerdem möglich die TäterInnen zu sperren. Auf unserer Website www.buendnis-gegen-cybermobbing.de
finden Sie auch Beratungsstellen in
ihrer Nähe, die Ihnen weiterhelfen können. In besonders ernsten Fällen kann
Cybermobbing für die TäterInnen auch rechtliche Konsequenzen haben, deshalb zur
Polizei gehen und Anzeige erstatten!
Wie können sich Betroffene an
Sie wenden?
Auf unserer Internetseite finden Sie unter: www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/kontakt ein Kontaktformular. Dort können Sie ihr Problem erläutern und ihre Kontaktdaten hinterlassen, damit wir Sie an den zuständige ExpertInnen weiterleiten können. Unter www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/hilfe finden Sie außerdem erste wichtige Anlaufstellen bei Cybermobbing und eine Liste mit Beratungsstellen in Ihrer Nähe und ein Lexikon, wie verhalte ich mich richtig wenn ich Opfer geworden bin oder wie kann ich vorbeugen.
Wir bedanken uns bei Herrn Leest und beim Bündnis gegen Cybermobbing e.V.
Ich freue mich wahnsinnig darauf, dieses Interview mit dir machen zu dürfen! Warum erzählst du uns nicht vorab ein bisschen was über dich?
Ich finde diese Frage so wahnsinnig schwer zu beantworten. Es gäbe sicherlich viel zu erzählen, aber was davon ist interessant? Aber vielleicht fange ich einfach mal an, ein Paar Dinge aufzuschreiben und ihr entscheidet.
Als ich 12 Jahre alt war, wollte ich Richterin werden, mit 19 Journalistin, mit 22 Illustrationsdesignerin. Jetzt bin ich Pädagogin und Schriftstellerin.
Ich gehe gerne an der Alster spazieren. In Hamburg habe ich mein Zuhause, drei Katzen und die Liebe gefunden. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
Mir ist Familie wichtig, auch wenn ich als Kind nie eine richtige hatte. Meine Tochter ist das größte Geschenk, das ich je bekommen habe. Und inzwischen sie ist tatsächlich größer als ich.
Ich mag es nicht, wenn man mich beim Nachdenken stört. In meinem Kopf ist es immer laut. Wenn da jemand dazwischenredet, finde ich die Ideen und Gedanken und klugen Einfälle hinterher nicht wieder.
Ich hasse Rosenkohl. Schon immer. Punkt.
Wenn ich nicht malen, schreiben oder lesen kann, dann fühle ich mich unvollständig. Sollte ich also irgendwann auf einer einsamen Insel stranden, dann auf jeden Fall mit meinem Arbeitszimmer.
Ich bin ein Optimist. Ich versuche es zumindest.
Wie bist du dazu gekommen, Autorin zu werden?
Man könnte sagen, es war Schicksal. Oder nur ein glücklicher Zufall. Vielleicht beides. Auslöser war auf jeden Fall eine Schriftstellerin, die eine einzigartige Geschichte geschrieben hat, welche mich immer wieder in ihren Bann zieht: „Harry Potter“.
Ich war vor allem von der Art und Weise, wie J.K. Rowling diese Geschichte geschrieben hatte, fasziniert. Davon, wie die Autorin so bedeutende, wichtige und bewegende Themen mit einer magischen Welt verbunden hatte und daraus eine unterhaltsame und emphatische Geschichte gemacht hatte. Ich habe „Harry Potter“ nicht einfach nur gelesen, ich habe diese Geschichte erlebt und gefühlt. Das war es, was diesen Wunsch, selbst zu schreiben, in mir weckte. Ich wollte all die Dinge, über die ich seit meiner frühen Jugend nachdachte, in Worte fassen, die man nicht nur liest, sondern fühlt.
Drei Monate, nachdem ich die Bücher gelesen hatte, meldete ich mich in verschiedenen Schreibforen an, kaufte mir Bücher über das Schreiben und verbrachte viel Zeit damit zu lernen, wie man Geschichten schreibt.
Dein Debüt-Roman „Als wären wir ich“ ist erschienen. Worum geht es darin?
In „Als wären wir ich“ sieht sich die Protagonistin Anna immer wieder mit Ereignissen konfrontiert, die sie an ihrer Wahrnehmung und an ihrem Bild der Realität zweifeln lassen. In verschiedenen Rollen, die sie im Verlauf der Geschichte einnimmt, wird sie jedoch nicht nur mit den Grenzen ihres eigenen Vorstellungsvermögens konfrontiert, sondern auch mit ihrer Vergangenheit.
Mit welchen 3 charakteristischen Wörtern würdest du „Als wären wir ich“ beschreiben?
Vielschichtig, hinterfragend, traumatisch.
Wie bist du auf den Titel des Buches gekommen?
Der Satz stammt aus der ersten Fassung meines Manuskriptes. Beim Überarbeiten las ich den Satz und wusste sofort, dass er passt. Er stand in einer Szene, in der Anna über die verschiedenen Realitäten ihrer selbst nachdenkt und zu dem Schluss kommt, dass alle Versionen sie sind.
Wie würdest du Anna, die Protagonistin deines Romans, beschreiben?
Anna ist eine Kämpferin. Bedingt durch ihre soziale Phobie geht Anna nicht gerne unter Menschen. Jeder zwischenmenschliche Kontakt ist für sie eine Herausforderung. Dennoch zieht sie sich nie vollständig zurück, sondern stellt sich den täglichen Herausforderungen so gut sie es eben kann. Sie kämpft gegen die Symptome der Phobie, gegen das Trauma ihrer Vergangenheit und für ein normales Leben.
Es ist dein erstes veröffentlichtes Buch. Wieso hast du dich genau für den SadWolf Verlag entschlossen?
Ich bin in verschiedenen Schreibgruppen in den sozialen Medien aktiv. In einer dieser Gruppen wurde eine Lektorin des SadWolf-Verlages auf mich aufmerksam, als ich über meine Geschichte schrieb. Sie zeigte Interesse an „Als wären wir ich“ und es entwickelte sich eine gemeinsame Zusammenarbeit.
Was ist dir selbst beim Lesen wichtig? Und hast du darauf geachtet, als du deinen Roman geschrieben hast?
Neben einer interessanten und spannenden Story, ist mir das nachvollziehbare Verhalten von Figuren sehr wichtig. Deshalb investiere ich viel Zeit in die Figurenplanung. Dabei untersuche ich nicht nur ihre Stärken und Schwächen, sondern vor allem auch, was sie in ihrem bisherigen Leben erlebt haben. Ich möchte wissen, wer sie sind. So war es auch bei Anna. Erst als ich wusste, wer sie ist, habe ich die Handlung entworfen.
Wie bist du auf die Idee zu der Story gekommen?
Die Idee hatte ich, während ich an meiner Masterarbeit zum Thema „literarische Spannung“ schrieb. Ich ging der Frage nach, wie Spannung entsteht und auf Leser wirkt und stellte ein Gedankenspiel an: Was würde geschehen, wenn ein Leser sich so sehr mit einer Geschichte identifiziert, dass er selbst Teil davon wird? Auf dieser Grundlage entwickelte ich den ersten Handlungsentwurf.
Sind schon weitere Projekte geplant?
Momentan arbeite ich an zwei Fantasy-Projekten, die ich noch in diesem Jahr fertigstellen werde. Außerdem bereite ich ein Contemporary-Projekt vor, das ein ähnliches Konzept wie „Als wären wir ich“ hat, aber thematisch anders ist. .
Vielen Dank liebe Yvonne für das tolle Interview! Ich bin schon unglaublich gespannt darauf dein Debüt und somit Annas Geschichte zu lesen!
Covid-19 hat eine dunkle Seite offengelegt. Es geht um Gewalt, physische und psychische. Und manchmal sogar um Mord. Jeden Tag versucht laut Polizeistatistik in Deutschland ein Mann, seine (Ex-)Partnerin umzubringen. Und jeden dritten Tag gelingt das. Leider wird dieses Thema kaum besprochen, daher möchten wir dieses Thema aufgreifen und haben hierfür ein Interview mit Frauenhauskoordinierung e.V. geführt.
Wann wurde die Frauenhauskoordinierung e.V. gegründet?
Frauenhauskoordinierung e.V. ist seit 2001, also fast 20 Jahren, aktiv. Frauenhäuser selbst gibt es aber in Deutschland schon viel länger. Das erste Frauenhaus hat 1976 seine Türen geöffnet, und zwar in Berlin, wo auch unsere Geschäftsstelle heute sitzt.
Wie viele Anmeldungen haben Sie durchschnittlich im Jahr?
Wir machen jedes Jahr eine Erhebung, die Frauenhausbewohner_innen-Statistik, an der etwa die Hälfte der etwa 369 Frauenhäuser in Deutschland teilnimmt. Wenn man die Ergebnisse unserer letzten Statistik (Daten zu 2018) zur Grundlage nimmt, kann man davon ausgehen, dass in deutschen Frauenhäusern jährlich mindestens 13.000 Frauen mit 15.000 Kindern Schutz finden. Wenn man Frauenschutzwohnungen (mit geringeren Sicherheits- und Betreuungsstandards als die Frauenhäuser) einbezieht, belaufen sich die Schätzungen sogar auf 18.000 Frauen mit 20.000 Kindern. Und in diesen hohen Zahlen sind noch nicht einmal die Frauen inbegriffen, die angefragt haben, aber nicht aufgenommen werden konnten.
Gibt es in den Frauenhäusern immer ausreichend Kapazitäten? Was sollte ich tun, wenn ich mich an ein Frauenhaus wende und das nicht der Fall ist?
Leider ist das Hilfesystem in Deutschland chronisch unterfinanziert und ein riesiger Flickenteppich. Insgesamt fehlen in Deutschland mehr als 14.000 Frauenhausplätze, wenn man sich an den Vorgaben der Istanbul-Konvention – einem wichtigen internationalen Vertrag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen & Mädchen, den auch Deutschland unterschrieben hat – orientiert. Bisher haben wir etwa 6400 Plätze, und selbst um deren Erhalt muss vielerorts ständig gekämpft werden. Denn in vielen Städten und Kommunen ist die Finanzierung dieser Hilfsangebote freiwillig – das heißt im Grunde: Sie klappt, wenn gerade Geld übrig ist.
Das klingt natürlich erschreckend und ist auch ein schlimmer Zustand für einen so wohlhabenden Staat im 21. Jahrhundert. Trotzdem möchten wir Frauen, die Gewalt erleben und Schutz brauchen, unbedingt ermuntern, sich Hilfe in einem Frauenhaus zu suchen. Wenn ein Frauenhaus keinen freien Platz hat, wird es sich trotzdem bemühen, woanders einen Platz für die Frau zu finden oder eine andere Lösung aufzutun. Die Betroffenen werden nicht einfach leichtfertig abgewiesen.
Auf https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaussuche/ kann jede_r ganz einfach nach einem Frauenhaus in der Nähe suchen. Einige Bundesländer (Hessen, NRW und Mecklenburg-Vorpommern) haben sogar Seiten, auf denen man sehen kann, wo gerade ein Platz frei ist.
Wie ist das Verfahren, sobald sich jemand bei Ihnen meldet?
Frauen, die Hilfe suchen, können sich entweder an
die Polizei,
eine Beratungsstelle in ihrer Nähe (https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaussuche/),
das bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen unter 08000 116 016 oder
direkt an ein Frauenhaus (Frauenhaussuche: s. vorige Frage) wenden.
Wenn Beratungsstelle, Polizei oder Hilfetelefon erkennen, dass es dringenden Schutzbedarf gibt, vermitteln sie auch an ein Frauenhaus.
Zum Schutz der Frauen haben die meisten Frauenhäuser eine geheime Adresse, sodass mit der jeweiligen Frau zunächst das Wichtigste telefonisch geklärt wird und sie (ggf. mit Kindern) dann an einem Treffpunkt abgeholt wird. Im Frauenhaus bekommt sie dann umfassende Unterstützung – emotionaler Natur, aber auch bei ganz praktischen Dingen wie Wohnungssuche, möglicherweise einer Anzeige bei der Polizei, finanziellen Angelegenheiten oder der Abholung der Sachen aus der Wohnung etc.
Welche Schutzmaßnahmen gibt es in Bezug auf einen gewalttätigen Partner?
In Deutschland kann die Polizei zum Schutz der Betroffenen eine sogenannte Wegweisung aussprechen. Das heißt konkret, sie kann den/die Gewalttäter_in sofort aus der Wohnung bzw./dem Haus verweisen und für bis zu zwei Wochen ein Betretungsverbot für die Wohnung erteilen. In so einem Fall werden dem Täter dann auch die Schlüssel weggenommen. Solche Verbote können auch gerichtlich verlängert werden.
Außerdem kann auch das zuständige Bezirksgericht der gewalttätigen Person auftragen, die Wohnung zu verlassen und ihr den Aufenthalt an bestimmten Orten (z.B. Kindergarten, Schule) sowie die Kontaktaufnahme mit dem Opfer verbieten.
Frauenhäuser selbst arbeiten ebenfalls mit verschiedenen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Bewohner_innen – angefangen bei der geheimen Adresse des Hauses bis hin zu Sicherheitssystemen am Eingang.
Was kann eine Betroffene tun, wenn nicht nur sie, sondern auch ihr Kind bedroht wird? Wie kann sie es am besten schützen?
Die meisten Frauen bringen ihre Kinder mit ins Frauenhaus. Schwierig wird das mitunter bei älteren Söhnen, da viele Frauenhäuser eine Altersgrenze für Jungen haben. Für diese muss ggf. eine andere Unterbringungsmöglichkeit gefunden werden.
Die Kinder mit ins Frauenhaus zu bringen, ist ein wichtiger Schritt zum Schutz. Wenn Kinder von Gewalt betroffen sind, werden entsprechende Stellen der Kinder- und Jugendhilfe hinzugezogen. Doch selbst wenn der Täter keine körperliche Gewalt gegen das Kind ausgeübt hat, sind Kinder schon allein dadurch mitbetroffen, dass sie fast immer die Gewalt gegen die Mutter auf irgendeine Weise miterleben. Leider wird bei Entscheidungen zum Sorge- und Umgangsrecht für die Kinder sehr häufig trotzdem nicht berücksichtigt, dass der Vater gewalttätig gegenüber der Mutter war. Dann nutzen Täter die Sorgerechtsstreit, um die Frau weiter unter Druck zu setzen, es kommt auch zu gefährlichen Übergabesituationen und nicht zuletzt sind Kinder bei einem Mann, der offenbar gewalttätig gegenüber Frauen ist. Da gibt es in unserer Rechtsprechung noch viel Bedarf für Nachhilfe …
Was kann eine Betroffene tun, wenn ihr keiner glaubt oder sie nicht ernst genommen wird?
Leider passiert das immer noch zu häufig – der Mythos der Frau, die sich solche Taten ausdenkt, ist immer noch sehr präsent. Dann hilft es, sich an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus zu wenden.
Frauenhäuser in ganz Deutschland findet man unter: www.fh-suche.de, dieBeratungsstellen hier: https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/fachberatungsstellensuche/. Oder die Betroffene ruft das bundesweite Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen an. Dort beraten Berater_innen kostenlos 24 Stunden an jedem Tag im Jahr und auf 18 Sprachen gewaltbetroffene Frauen, aber auch Unterstützer_innen. Hier wird sie ernst genommen und es wird ihr geglaubt.
Was kann jemand tun, wenn er den starken und begründeten Verdacht hat, eine Freundin/Bekannte/Verwandte lebt in einer gewaltvollen Beziehung, sie es aber abstreitet? Hat man dann überhaupt eine Möglichkeit, ihr zu helfen?
Das geschieht recht häufig. Betroffene Frauen sind sich oft nicht sicher, ob und welche Schritte sie gehen werden. Wenn man sich Sorgen um eine Person im eigenen Umfeld macht, ist es wichtig, die eigenen Beobachtungen zu benennen, z.B. „Ich sehe, dass es dir in deiner Beziehung nicht gut geht und du häufig Verletzungen hast“. Und es ist wichtig, Hilfen aufzuzeigen: „Es gibt Beratungsstellen und ein Hilfetelefon, die dich unterstützen können, auch anonym. Und ich bin jeder Zeit für dich da, wenn du meine Hilfe brauchst.“ Trotzdem gilt: Die Entscheidungen muss die betroffene Frau selbst treffen, ein Drängen und das Organisieren von unabgesprochenen Hilfen nützen wenig und können zu einem Vertrauensverlust führen. Eine Ausnahme bildet da eine akute Gewaltsituation. Hier sollte zum Schutz der Frau und der Kinder die Polizei gerufen werden. Noch ein Hinweis: in schwierigen Zeiten, zum Beispiel in einer Quarantäne in der Corona-Zeit kann es für eine betroffene Frau besonders wichtig sein, regelmäßig Kontakt zu einer Vertrauensperson zu halten. In Telefonaten zu alltäglichen Dingen kann eine Gefährdungssituation deutlich werden und ggf. die Polizei eingeschaltet werden.
Leider schämen sich viele Opfer und leugnen es, was kann ich tun, um dem Opfer zu helfen, zu realisieren, dass sie keine Schuld trifft?
Viele gewaltbetroffene Frauen haben das tatsächlich das Gefühl, schuldig an den Gewaltexzessen des Partners zu sein. Das ist eine wichtige Täterstrategie: die Verschiebung der Schuld auf die Opfer, um diese aus Schamgefühl an der Suche nach Auswegen und Hilfen zu hindern. Das wird oft auch mit einem Appell an das Verantwortungsgefühl der Frauen verstärkt: „Du kannst mich doch nicht verlassen, ich bin in vielen Dingen hilflos ohne dich.“ Oder „Du kannst den Kindern doch nicht den Vater nehmen, das wäre sehr selbstsüchtig…“. Häufig leben gewaltbetroffene Frauen lange Zeit in der Misshandlungsbeziehung und haben diese Haltung verinnerlicht. Es ist wichtig als Freund_in, Kolleg_in oder Verwandte eine Sicht von außen zu vermitteln: „ Auch wenn er Probleme hat darf er dich nicht schlagen. Das ist nicht deine Verantwortung, er hat Grenzen überschritten. Du hast das Recht gewaltfrei zu leben.“ Zu einer veränderten Sicht auf das Gewaltverhalten des Partners zu kommen, kann aber ein längerer Prozess sein, der häufig auch professionelle Unterstützung durch eine Beratungsstelle oder ein Frauenhaus braucht.
Wie verhält man sich richtig, wenn man den Verdacht hat, dass es in seinem Umkreis einen Fall von häuslicher Gewalt gibt?
Ein wichtiger Appell an alle von uns ist: Seht nicht weg. Jede vierte Frau in Deutschland hat bereits Gewalt erlebt. Das heißt, dass jede_r von uns Menschen kennt, die betroffen sind.
Nicht immer sind Zeichen von Gewalt für uns unmittelbar ersichtlich – zumal der körperlichen Gewalt nicht selten jahrelange psychische Gewalt vorausgeht. Umso wichtiger ist es, aufmerksam für Anzeichen von Gewalt zu sein. Kennt man die betroffene Person gut, kann es helfen, sie (ohne Beisein des Täters) anzusprechen und Unterstützung zu signalisieren. Wird man beispielsweise bei Nachbar_innen Zeug_in einer Eskalation, kann es schon helfen, den Konflikt zu unterbrechen, indem man beispielsweise klingelt und nach Mehl oder Klopapier fragt. Und wenn das zu gefährlich ist oder die Dinge zu eskalieren drohen, ist es völlig in Ordnung und sogar wichtig, die Polizei zu rufen.
Nicht zu wissen, wie man helfen kann, kann sehr hilflos machen. Was viele nicht wissen: Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen steht nicht nur Betroffenen offen. Die Berater_innen sind auch für Menschen da, die in ihrem Umfeld Gewalt wahrnehmen oder vermuten und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen.
Hat sich der Ablauf bezüglich Covid-19 verändert und wenn ja, inwiefern?
Wie wohl bei uns allen hat Covid-19 einiges verändert. Grundsätzlich gilt: Auch in Zeiten der Pandemie waren und stehen Frauenhäuser und Beratungsstellen den Frauen und Kindern, die Hilfe suchen, offen. Selbst in Häusern, in denen es zu Infektionen und damit zu Quarantäne gekommen ist, waren stets Mitarbeiter_innen vor Ort für die Frauen da.
Viele Einrichtungen sind auf telefonische und digitale Beratung umgestiegen, um die Infektionsgefahr zu verringern. Das war für die meisten eine große finanzielle Belastung, denn oft verfügen die Einrichtungen nur über wenige Mittel und wenig technische Ausstattung. Hier sind aber mittlerweile Bund und Länder aktiv geworden, um diesen technischen Ausbau zu unterstützen.
Frauenhäuser, in denen sich oft Küchen und zum Teil auch Sanitäranlagen geteilt werden, versuchen die Belegung zu reduzieren etc., um Hygienemaßnahmen einzuhalten. Wenn möglich, werden vorbeugend Quarantäne-Stationen eingerichtet – für den Fall, dass es eine Infektion im Haus gibt – und vorübergehend weitere Unterbringungsmöglichkeiten, z.B. in leerstehenden Hotels, angemietet, um keine Frauen zurückweisen zu müssen. Einige Häuser haben Aufnahmestopps verhängt, um zunächst die Gesundheit der aktuellen Bewohner_innen zu schützen. Auch die Betreuung der Kinder, die nun rund um die Uhr im Haus sein mussten, musste an vielen Stellen neu gedacht und organisiert werden.
Mit der Pandemie sind viele Probleme – von der Ausstattung über personelle Unterbesetzung bis hin zur riesigen Baustelle der fehlenden Plätze – noch einmal sehr deutlich geworden und können auch von politischer Seite schwerer ignoriert werden.
»Gewalt gegen Frauen« ist ein wichtiges Thema, wie kann es stärker und gleichzeitig sensibel in die Öffentlichkeit gerückt werden?
Für uns sind
zwei Aspekte besonders wichtig, wenn es um die öffentliche Wahrnehmung geht:
Zum einen geht es um die Verantwortung, die Medienvertreter_innen bei der
Berichterstattung zu Gewalt gegen Frauen haben. Denn es geht ja nicht nur
darum, dass über das Ausmaß der Gewalt berichtet wird, sondern auch wie.
Jeden Tag versucht laut Polizeistatistik in Deutschland ein Mann, seine
(Ex-)Partnerin umzubringen. Und jeden dritten Tag gelingt das. Ganz wichtig
ist, solche Taten nicht durch Formulierungen wie „Beziehungsdrama“ oder
„Familientragödie“ zu verharmlosen, sondern klar zu benennen: Das sind
schlimmer Gewalttaten, Femizide, zum Teil Morde. Sprache ist unheimlich
wirkmächtig – man denke beispielsweise auch an Studien zu geschlechtergerechter
Sprache – und deshalb ist es umso wichtiger, sie in solchen Zusammenhängen mit
Bedacht einzusetzen.
Der zweite enorm wichtige Aspekt ist, dass es langfristig nicht reicht, immer nur Schadensbegrenzung zu betreiben. Wenn Frauen im Frauenhaus oder der Beratungsstelle landen, ist das Unheil ja schon geschehen. Für alle, die sich eine friedliche und gleichberechtigte Gesellschaft wünschen, muss das Ziel doch sein, dass solche Gewalt gegen Frauen verhindert wird. Und das geht nur, wenn wir uns klar machen, dass Gewalt in einem solchen Ausmaß kein Zu- oder Einzelfall ist, sondern ein riesiges Problem der ganzen Gesellschaft. Das Problem wurzelt tief in den Strukturen unserer Gesellschaft und in unserem Geschlechterverhältnis, das immer noch sehr ungleiche Machtverhältnisse als Normalität hinnimmt. Erst wenn wir das benennen und das Problem auch an diesen Wurzeln packen, können wir auch langfristig Gewalt auch verhindern. Über Gewaltschutz reden, ohne über das Geschlechterverhältnis reden zu wollen, ist auf Dauer nicht glaubwürdig und vor allem nicht erfolgversprechend.
Wir bedanken uns herzlich bei Frauenhauskoordinierung e.V. für die ausführliche Beantwortung unserer Fragen.
Ein Beitrag von Dominique Stalder über seine neu gestalteten Cover seiner Wanderer-Reihe
Die gemeinsame Geschichte des Wanderers und des SadWolf Verlags währt nun schon über zwei Jahre. Zu jeder Zeit war es eine offene und ehrliche Partnerschaft, die von gegenseitigem Respekt geprägt war. Ideen kamen von beiden Seiten und die Impulse haben zu dem Ergebnis geführt, welches wir heute erleben dürfen.
Beispiele für diese Entwicklungen sind zum Beispiel, dass der Wanderer nun Bartträger ist oder auch die massive Überarbeitung und Erweiterung der Schamanin.
Es war Mitte 2017, als Johannes (Geschäftsführer SadWolf Verlag) auf mich zukam. Im Vergleich mit anderen Fantasy-Reihen fehlte ihm bei der optischen Gestaltung ein Wiederkennungseffekt. Es waren zweifelsfrei sehr schön gezeichnete Cover, aber die Wirkung war nicht die, die wir uns gewünscht hatten.
Moderne Fantasycover haben selten explizite Darstellungen der Charaktere im Buch. Der Leser soll nicht im Erstellen seines eigenen Bildes gestört oder beeinflusst werden. Die Figuren sollen vor dem geistigen Auge des Lesers erscheinen, allein durch die Kraft der Worte des Autoren. Zudem fehlte ein Konzept, welches die Reihe auch optisch zu einer Reihe machte. Beispiele für solche Cover gibt es viele, sei es die Elfen-Reihe von Bernhard Hennen oder auch die Schwertfeuersaga von Robert Corvus.
Ziel war es, eine Idee zu entwickeln, welche die Cover in einem Reihenkonzept arrangiert und zeitgleich auch die richtige Zielgruppe adressiert, denn auch an diesem Punkt gab es Verbesserungsoptionen. Die gezeichneten Cover wirkten mehr wie ein Jugendbuch, und nicht wie ein teils brutales Dark-Fantasy Buch.
Ein Element bei dieser Neugestaltung war schnell klar: Feuer. Die Frage war nur in welcher Art und wie viel. Ich bot mich an, an einer Idee zu arbeiten – und niemand rechnete zu dem Zeitpunkt mit dem aktuellen Ergebnis.
Wenn ich nun zurückblicke, war eines schnell klar. Mein Autorenname sollte nach oben wandern und der Titel im unteren Teil des Covers zu finden sein. Auch ein Zeichen in der Mitte galt schnell als gesetzt. Dieses Zeichen war die erste Aufgabe und entwickelte sich von einfachen feurigen Linien, immer weiter bis zu einem massiven Emblem, welches brennt. Es wirkt massiv, stark und mit dem Feuer sogar bedrohlich.
Während dieser Versuche gestaltete ich jede Idee immer noch mit beiden möglichen Titeln. Hier zeigte sich aber schnell, dass ein kurzer prägnanter Titel schlicht besser aussieht und mehr Neugier erzeugt, als ein langer und bisweilen umständlicher Titel. Dennoch fehlte noch etwas. Der Hintergrund.
Die ersten Versuche waren abstrakt und nichts war zu erkennen. Danach versuchte man es mit Bildern, vor allem von Landschaften. Das war besser, aber nicht gut genug. Funken wurden eingebaut und letztendlich schwarze Schlieren, die sich über das Cover hinwegziehen. Mittlerweile waren viele Arbeitsstunden, Umfragen und Bearbeitungen erfolgt, und das Ergebnis sah immer besser aus.
Es blieb nur noch zu überlegen, ob man das brennende Zeichen von Band zu Band ändert, oder als Staffelemblem behält. Das Ergebnis seht ihr ja nun, und wenn ich heute auf die drei Bücher blicke, bin ich froh um jede Stunde Arbeit, die ich in diese Cover investiert habe.
Nun so kurz vor dem Erscheinen von Madrak am 08.01.2018, blicke ich zurück auf über zwei Jahre Partnerschaft mit dem SadWolf Verlag. Kaum einer weiß es, aber ich hatte das Manuskript und das Exposé̱ exklusiv an diesen Verlag geschickt. Über Facebook bin ich damals auf die Wölfe gestoßen und nachdem ich das Konzept las, dachte ich mir: Das passt perfekt!
Tatsächlich verdanke ich dem Verlag viel. Die Überarbeitung der Schamanin war nicht selbstverständlich. Die neuen Designs sind es nicht. Es ist ein Vertrauen entstanden, für das ich sehr dankbar bin und ich hoffe, dass nach meiner Nominierung für den DPP, wo ich leider nicht ins Finale einzog, dies mit dem Wanderer in Zukunft noch schaffen werde. Für den Verlag, für die Menschen, die hier mit Herzblut arbeiten und ja – ehrlich gesagt – auch für mich.